Die Hilfe endet nicht bei der Evakuierung von den Geflüchteten aus der Ukraine. Eigentlich geht die ganze Arbeit erst dann los und oft bin ich dann auf mich alleine gestellt, weil viele nur auf bestimmte Zeit ehrenamtlich helfen und nicht langfristig. Doch die Menschen brauchen langfristig Unterstützung, denn selbst ich als angehende sozial Arbeiterin bin mit den Behördengängen oft komplett überfordert. Das Problem bei der Sache ist, dass jeder etwas anderes sagt.
Beispiel:
Amtsgericht sagt: „Man braucht ein Wohnungssänderungswantrag.“
Jobcenter sagt: „Man braucht keinen.“
Oder noch ein Beispiel
Man geht Montag zur Ausländerbehörde, dann sagen die bringen Sie dieses Dokument mit. Am nächsten Tag bringen wir genau dieses Dokument, aber dann ist das wieder falsch.
Was ich mich bei der ganzen Arbeit denke: „Wenn es hier schon schwierig ist, wie ist es für andere Geflüchtete?“
Bei der Arbeit merke ich sehr, dass die Ukrainer*innen privilegiert sind. Sie erhalten ohne irgendwas zu beantworten einen Aufenthaltstitel. Die Menschen in Syrien müssen vor Gericht und die schlimmsten Fragen beantworten, um diesen zu erhalten und das kann Jahre dauern.
Ich verstehe dieses rassistsiche System überhaupt nicht, ehrlich. Ich kann legal Geflüchtete aus der Ukraine nach Deutschland bringen. Wenn ich das im Mittelmeer mache, komme ich in den Knast, obwohl ich nur Menschen rette. Zeiht euch dieses System mal rein. Ich würde liebend gerne auch diesen Menschen helfen, doch ich muss sagen zur Ukraine konnte ich ohne Probleme Kontakte schließen und es einfach umsetzen. Für die anderen Kreigsländern ist das noch nicht so möglich gewesen.
Zurück zu meiner Arbeit mit den Geflüchteten hier.
Wenn sie ankommen, lasse ich sie meistens immer ein paar Tage ankommen, doch dann fängt die Arbeit erst an.
Das witzige ist in jeder Stadt läuft es anders, also muss ich mich zuhause erst mal rein lesen wie es in jeder Stadt läuft.
Meistens ist die erst Regrestrierung, dann kommen die Anträge wie Jobcenter Antrag. Das sind sehr viele Blätter und langsam kann ich die auswendig. Dann muss man Termine machen für den Aufenthaltstitel. Da ist es immer sehr schwierig einen Termin zu bekommen. Die Personen gehen nie ans Telefon, online kann man keine Termine machen und vor Ort schicken sie dich auch weg. So ist es immer. Also muss man Geduld und Glück haben. Nachdem man Geduld und Glück hatte, kriegt man den Termin für den Aufenthaltstitel. Da zwischen muss man Banktermine machen um ein Konto zu erhalten, Krankenkassen Geld, Kinder beim Schulamt anmelden, Kindergeld beantragen. Alles hat etwas mit Anträge ausfüllen zu tun und die Behörden immer daran erinnern, wann sie endlich ihre Arbeit nachgehen.
Nach dem hatten wir bei vielen Glück, sie haben hilfsbereite Mieter*innen gefunden. Sie dürfen bevor das Amt zahlt schon in der Wohnung wohnen. Das Amt zahlt nach aber trotzdem sind sie erst mal über 3 Monate ohne Miete. Ja da man solange wartet bis das Amt die Wohnung genehmigt, müssen Möbel her. Aber am besten geschenkt, weil das Geld für Möbel bekommt man später. Wenn überhaupt. Eine Familie wartet immer noch darauf und wir haben schon so viele Mails geschrieben und versucht anzurufen. Naja das bedeutet ich suche Menschen raus, die Möbel spenden. Diese müssen meistens auch abgeholt werden, dass mache ich auch und miete deswegen auch öfters ein Transporter. Ich kann langsam keine Transporter mehr sehen. 😀
Ja das mache ich ja nicht nur für eine Familie sondern für mehrere. Und es kommt immer etwas dazu, dass ich Familienmitglieder aus der Ukraine evakuiere, Geld in die Ukraine schicken, Schultermine, Sprachkurse raussuchen, die Menschen eben auch in die deutsche Gesellschaft integrieren.
Seit dem ich das alles mache muss ich sagen, entwickeln ich ein wenig Hass auf Behörden, weil alles so schief läuft. Oft sagen die Beamt*innen selbst, sie müssen unnötig die Ausbriet dreifach machen oder sie bekommen jeden Tag neue Regeln. Es könnte so einfach sein wirklich, aber Deutschland macht es sich unnötig kompliziert. Warum läuft es in jeder Stadt anders, es könnte überall gleich laufen, damit jede Behörde weiß wie die andere Behörde handelt. Und alles dauert sooo lange. Ich warte 2 Wochen dafür, dass mir die eine Behörde sagt, dass sie nicht zuständig ist für die Angelengheit. Und manchmal ist es nicht witzig. Viele Familien erhalten kein Geld, weil die Behörden so langsam arbeiten, deswegen muss ich oft Vorstrecken. Und wir warten und schreiben Briefe und und und.
Viele ehrenamtliche Lassen es sein, weil es zu viel Aufwand ist. Aber sie geben zu schnell auf, doch ich verstehe es. Ich komme wirklich an meine Grenzen. Manchmal weine ich, weil mir alles zu viel ist. Aber oft bin ich eben für viele die einzige Hilfe und natürlich sind sie mir ans Herz gewachsen. Eine Mutter hat geweint, weil ich jetzt ein Monat weg bin. Ich bin wie ihre Tochter. Und ich muss sagen sie helfen mir auch. Zum Beispiel bei meinem Umzug waren die Ukrainer*innen die mir geholfen haben beim Umzug. Ich bin jetzt in Ghana und eine Familie passt auf Luna auf. Ich bin dafür auch sehr dankbar und da sehe ich das Leben ist ein nehmen und geben.
Aber manchmal bin ich auch sauer, weil sie nicht verstehen, dass es schon sehr gut läuft für sie als andere Geflüchtete. Doch natürlich wollen sie, dass alles schneller geht. Und ich sehe halt die andere Seite, dass manche 6 Jahre in einer Flüchtlingsunterkunft sein müssen und sie meckern, wenn man 4 Wochen da ist. Manchmal kann ich eben auch nicht alles erfüllen.
Ja aber ich denke das gehört bei der Arbeit dazu, dass manche nicht sehen wie viel man gibt. Oder sie sehen es aber verstehen es nicht ganz.
Ich war froh jetzt erstmal in Ghana zu sein und mein Kopf mich auf Ghana zu konzentrieren, weil ich brauchte echt von dieser Arbeit in Deutschland eine Pause von den Ukrainer*innen. Aber ich denke das ist okay, jeder braucht eine Pause, das heißt nicht dass ich sie nicht lieb hab.
Ich hoffe ich konnte euch ein bisschen einen Einblick Verschaffen, wie viel Arbeit das eigentlich ist und ohne Geld zu bekommen. Doch Dankbarkeit ist das was ich erhalte.